Vielleicht ist das Ganze ein Vermittlungsproblem. Marx hat sich ausführlich abgemüht, herauszufinden, wie der Kapitalismus funktioniert und dann seine Thesen formuliert. Kant hat sich ausführlich bemüht herauszufinden, was der Mensch ist und was er tun soll und dann seine Thesen formuliert.
Wenn einem nun die historische Mission der Arbeiterklasse oder der Kategorische Imperativ als Spitzen von komplexen Gedankeneisbergen einfach so hingeklatscht werden, dann sind das tumbe Kohlbergstufe-4-Regeln, die sich prima instrumentalisieren lassen, sei es nun um jemanden in ein totalitäres System einzuklinken oder um ihn vom Schwarzfahren abzuhalten.
Dem Anspruch von Aufklärung und Selbstdenken werden solche verkürzten Darstellungen einfach nicht gerecht.
Mir fallen an der Stelle immer die „Neuen Leiden des jungen W.“ ein: Der Protagonist beschwerte sich an einer Stelle, bei jedem Stück Papier, das er aufhöbe, ein rötliches Glimmen in den Augen haben zu müssen.