Ein Fußtier auf dem Fahrrad

In Platos Sophistes wird die Dihairesis des Anglers betrieben. Unter anderem werden die Tiere in Landtiere und Wassertiere eingeteilt. Die Landtiere laufen und brauchen einen festen Untergrund. Die Wassertiere schwimmen ohne Untergrund, so wie die Vögel in der Luft schwimmen.

Gestern rollte ich auf meinem Fahrrad auf einem glatten Wege durch einen frühlingsgrünen Laubwald. Eine Tätigkeit, die mich schon mehrfach in Verzückung versetzt hat. Auf dem zweidimensionalen, festen Weg war ich eindeutig das Landtier. Der Weg gab mir Halt, Sicherheit. Die Schneise, geschlagen durch den Wald, versiegelt mit Asphalt, ermöglichte es mir überhaupt erst, mich auf meinem Kunstprodukt Fahrrad fortzubewegen. Aber mit meinen Augen schwamm ich zwischen den Ästen und Blättern. Ganz Wassertier.

Ich war das Gegenteil von Sillys fliegendem Fisch, ein Teil von mir verließ das eingeschränkte Landtierdasein. Und überhaupt: so ein Affe, der gewandt sich durch die Wipfel schwingt – läuft oder schwimmt der.

Armseliges tertium non datur. Kann schon sein, dass es möglich ist, auf dem Fundament von Logik und Satz vom ausgeschlossenem Dritten stabile Türme aus lauter „S-ist-P“-Propositionen zu bauen. Aber dieser Apparat scheint mir unzureichend, mich fühlend durch die Welt zu bewegen.