Hume

wird mir immer sympathischer:

Die Vernunft ist nur Sklave der Affekte und soll es sein; Sie darf niemals eine andere Funktion beanspruchen, als die, denselben zu dienen und zu gehorchen […]. Es läuft der Vernunft nicht zuwider, wenn ich lieber die Zerstörung der ganzen Welt will als einen Ritz an meinem Finger.
Hume: Traktat über die menschliche Natur. II, 3, 3.

Für Hume wäre klar gewesen: Eine Kritik an Kapitalismus, endlosem Wachstum und Umweltzerstörung, die die Unvernunft dieses Tuns anprangert, muss ins Leere laufen, kann zumindest nur ein erster Schritt sein.

Atheistische Erleuchtung

In der Vorlesung über Gott ging es um die Einfachheit Gottes. Wie in Gott Essenz und Existenz zusammenfallen, wie die unterschiedlichen Gott zugeschriebenen Eigenschaften eigentlich keine unterschiedlichen Eigenschaften seien, sondern nur Facetten des Einen, wie Gott jenseits von Zeit und Raum existiert…

Und der bockige Atheist in mir frohlockte. Dieser hyperabstrakte, transkategoriale Gott verträgt sich prima mit meinem Un-Gott, an den ich glaube: Die Welt existiert und ist kohärent. Mir wurde echt richtig froh ums Herz. Denn die beiden sind wirklich Zwillingsbrüder. Und für einen kurzen Moment konnte ich spüren, dass auch mein Un-Gott allerlei personal interpretierbare Eigenschaften hat. Sehr erfreulich, erlaubt es mir doch diese entdeckte Verwandtschaft, mich auch an den Quellen von Sinn bzw. Spiritualität dieses Gottes zu laben. In dieser Hinsicht ist mein Un-Gott nämlich etwas spröde.
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Rotweintherapie

Mein Weihnachtsbuch berichtet von David Hume und seinem Werdegang zum Philosophen:

Der innere Konflikt belastete den jungen Mann. Als er achtzehn Jahre alt war, litt er an schweren Symptomen, die heute vielleicht als Nervenzusammenbruch interpretiert würden und die ihn wochenlang und in tiefer Verzweiflung ans Bett fesselten. Er suchte ärztlichen Rat, und als der Doktor sich den Katalog der Symptome anhörte, erklärte er seinem erstaunten Patienten, dass er ab jetzt der großen Bruderschaft der Denker angehöre und an nichts anderem leide als an »der Krankheit der Gelehrten.« Als Therapie empfahl der Arzt eine Flasche Rotwein und einen langen Ausritt in der frischen Luft pro Tag, eine Behandlungsmethode, die erstaunlich bald positive Resultate zeigte.

Sehr vernünftig.