Saw und Kohlberg

Also: Treusorgender Familenvater erwacht angekettet in einem versifften Kellerraum. Der Rest seiner Kleinfamilie ist entführt und heult dramatisch durchs Telefon. Der Mann kann seine Familie retten, wenn er sich den Fuß absägt, um an eine Pistole zu gelangen, mit der er einen anderen Mann erschießen soll. Mit meinem jetzigen Wissen nehme ich an, dass die Macher von Saw in ihrer Schulzeit mit ethischen Dilematta und John Stuart Mill gequält wurden.

Verwirrung

Na gut, da weiß ich also nun, dass die Deontologen intrinsische Werte feiern und Kant von einem Menschen als Bewohner zweier Welten ausgeht. Die Utilitaristen optimieren die Nützlichkeit und gehen von einem auf nach Glück hechelndem Menschenbild aus.

Beide Modelle liefern am laufenden Band bescheuerte Ergebnisse und gehen von einem nicht verifizierten Menschenbild aus. Wieso soll ich da ein ethisches Problem durch die Mühlen dieser zwei Modelle leiern, um zu entscheiden, was zu tun ist?

Dr House

In Folge 138 ff. (Arena der Genies) arbeitet eine begabte Stundentin als Nr. 13 im Team von Dr. House. Sie liefert sich mit House ein klassisches Duell Deontologie vs. Utilitarismus. Sie weigert sich zu lügen oder einzubrechen, während House nach reinen Nützlichkeitserwägungen vorgeht. Und natürlich geraten beide mit ihrer reinen Lehre in Schwierigkeiten.

Hardcore-Utilitarismus

Peter Singer, der so schöne Bücher wie „Muß dieses Kind am Leben bleiben? Das Problem schwerstgeschädigter Neugeborener“ oder „Verteidigt die Tiere“ geschrieben hat, bekam einen Ethikpreis für sein Engagement für Menschenaffen.

Sein Utilitarismus ist radikal, macht nicht vor Artgrenzen halt und nicht vor dem Leben schwerstgeschädigter Neugeborener:

„Jedes Gemeinwesen kann nur eine begrenzte Anzahl von Menschen verkraften, für die es aufkommen muss.  Wenn wir alle Kinder – ungeachtet ihrer künftigen Möglichkeiten – am Leben halten wollen, müssen wir andere Dinge, die wir möglicherweise für ebenso wichtig halten, aufgeben. Da die meisten Gemeinwesen offenbar nicht bereit sind, ausreichend Mittel für die Bedürfnisse ihrer behinderten Mitglieder bereitzustellen, ist das Überleben vieler weiterer schwerstbehinderter Kinder möglicherweise auch nicht im Interesse der behinderten Menschen, die bereits von staatlicher Fürsorge abhängig sind.“ 

Da ich bei meinem Ethikstudium bis jetzt immer noch im 18. Jahrhundert bei Bentham und Kant rumdümple, überlasse ich Oliver Tolmein eine gallige Polemik gegen Singer.