Lloyd deMause ist der Meinung, dass sich die Geschichte entlang der Art und Weise entwickelt, wie die Menschen ihre Kinder erziehen. Er führt etwa den deutschen Faschismus auf die rückschrittliche Erziehung in Deutschland zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück, so wie im Film „Das weiße Band“ thematisiert. Die Kritik an der Psychohistorie, dass sie eine ziemlich monokausale Angelegenheit sei, ist wohl berechtigt.
Trotzdem drängen sich mir Parallelen zwischen Kohlbergs Stufen der Moralentwicklung und DeMauses Perioden der Kindererziehung auf. Die letzten Stufen bei deMause sind:
4. Form: Intrusion (Eindringen) (18. Jhr.)
Diese Phase bezeichnet deMause als großen Wandel in der Eltern-Kind-Beziehung, da die Projektionen stark zurückgingen und die Umkehrreaktion sogar ganz verschwand. Das Kind wurde nicht mehr als Bedrohung angesehen, sodass Empathie möglich war. Dadurch und wegen der Erfindung der Kinderheilkunde, reduzierte sich die Kindersterblichkeit. In dieser Periode, versuchten die Eltern, den Willen der Kinder zu bestimmen, in dem sie ihm z.B. mit Strafen drohten oder sie schlugen.
5. Form: Sozialisation (19. – Mitte des 20. Jhr.)
Die elterlichen Projektionen reduzierten sich weiterhin. Das Erziehungsziel bestand nun darin, das Kind zu sozialisieren, anzupassen und auszubilden. Die väterliche Fürsorge für das Kind wurde größer.
6. Form: Unterstützung (ab Mitte des 20. Jhr.)
Diese Form beruht auf der Auffassung, dass das Kind am besten weiß, was es braucht. Beide Elternteile sind lediglich dazu da, es zu unterstützen anstatt es zu disziplinieren. Diese Umgangsform fordert von den Eltern sehr viel Energie, Zeit und Diskussionsbereitschaft, da sie sich immer in das Kind hineinversetzen und versuchen müssen, dessen Bedürfnisse zu befriedigen.
Mir scheinen die konventionelle Ebene von Kohlberg und unter Intrusion oder Sozialisation aufgewachsene Menschen einerseits und postkonventionelle Stufe und Unterstützung andererseits gut zusammenzupassen.